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Mittwoch, 31. Oktober 2012

Ein-Wurf von Jörg Niederer

Falls es im hinduistischen Sinn eine Wiedergeburt geben und ich als werdender Vater auf die Welt kommen sollte, würde ich meinen Kindern den Kirchgang verbieten. Das, weil sie sich in der Pubertät sowieso gegen mich, ihren Vater, auflehnen würden. Sie würden zu meiner Freude das Verbot übertreten und Teil einer christlichen Kirche werden. Dort würden sie aktiv mitarbeiten und Jesus Christus nachfolgen. Dann könnte ich sagen: Ziel erreicht, meine Kinder glauben richtig.
Selbst würde ich nicht in die Kirche gehen, bis mich meine Kinder von ihrem Glauben (den ich bis dahin anonym und heimlich gelebt habe) überzeugen, und ich mich zu ihrer Freude öffentlich zu Christus bekenne würde. Wieder könnte ich sagen: Ziel erreicht, wir sind aus Überzeugung eine christliche Familie.
Aus Überzeugung? Abgesehen vom manipulativen Charakter würde dieses Vorgehen nur funktionieren, wenn ich in einem nächsten Leben Familienvater, und die Reinkarnation im hinduistischen Sinn wahr sein sollte. Würde ich dann nicht eher wollen, dass meine Kinder Hindus werden?
Ach, religiöse Erziehung ist eine komplexe und schwierige Sache...

Erschienen in "Kirche und Welt", 11/2012 Jörg Niederer ist Mitglied im Ausschuss Kirche und Gesellschaft der EMK Schweiz-Frankreich

Dienstag, 2. Oktober 2012

Ein-Wurf von Ursula Brunner

Schwangerschaft und UltraschallbildAbtreibung - wie bitte? Meine Meinung dazu? Als Sozialarbeiterin? Ah, nein, für ein christliches Magazin, ja dann! Aber bitte, das ist ja klar: Ich bin Christin, und auch das ungeborene Leben ist absolut schützenswert! Sicher, mit der Zeugung fängt das Leben an, und Gott hat ja sogar schon einen Plan für jedes Leben, bevor das Kind gezeugt ist!
Aha - Sie meinen, dass ich gut reden habe, in meiner sicheren Position, mit drei gesunden Kindern, einer gesicherten finanziellen Grundlage und einem intakten sozialen Umfeld? Naja, was kann ich dafür, dass es mir so gut geht...?
Wie? Ob wir in unserer Gemeinde eine alleinerziehende junge Frau unterstützen, finanziell und mit viel praktischer Hilfe, ohne ihr dauernd gutgemeinte Ratschläge zu geben? Ob es bei uns Leute gibt, die diese Frau seelsorgerlich begleiten? Und wie es denn mit den Blicken der Gottesdienstbesucher am Sonntag ist, wenn der Bauch dieser Frau sichtlich gewachsen ist und kein zärtlich dreinschauender Ehemann an ihrer Seite sitzt?
Nein, und nun fragen sie noch so konkret, wie ich es denn hätte, ob ich mir zum Beispiel vorstellen könnte, das Kind zwei Tage in der Woche zu hüten, damit die Mutter einer Arbeit nachgehen konnte...
Nun, ich sehe, ich werde einige Zeit brauchen, um über diese Fragen ernsthaft nachzudenken...

Erschienen in "Kirche und Welt", 10/2012 Ursula Brunner ist Mitglied im Ausschuss Kirche und Gesellschaft der EMK Schweiz-Frankreich